Ende März diesen Jahres ist mit der Traditionsbrauerei Waldhaus ein weiteres klassisches Unternehmen ins Web3 gestartet. Zur Feier des 190-jährigen Firmenjubiläums der Brauerei kann man jetzt 190 Waldhaus NFTs erwerben. Als Utility bekommt man leckeres Bier – oder doch nicht? Wir haben uns den Drop einmal genauer angeschaut.

Waldhaus One

Der NFT Drop trägt den Namen Waldhaus One und wird auf der Subdomain nft.wald.haus umgesetzt. Start des Drops war der 28.03.2023. Beim Waldhaus NFT Drop handelt es sich um keinen klassichen Mint, sondern alle 190 (in Anlehnung an das Firmenjubiläum) NFTs wurden bereits von Waldhaus selbst erzeugt und stehen auf dem Sekundärmarkt zum Kauf bereit. Hierbei hat Waldhaus den Fokus auf die Plattform OpenSea gelegt, worauf wir später im Bereich Smartcontract noch einmal kommen.

Die NFTs sind in 5 Tiers (Level) mit jeweils unterschiedlich verfügbarer Anzahl aufgeteilt. Vom kleinsten Tier #whof (wobei wh immer für Waldhaus gefolgt von der Sorte, hier of = Ohne Filter steht) stehen 80 Stück, vom höchsten Tier #whhe nur 10 Stück zum Kauf bereit. Die Preisspanne bewegt sich von 0.05 Ethereum* für das kleinste Tier bis zu 0.5 Ethereum* für das höchste Tier.

Waldhaus One Tier 1-5
Waldhaus One Tier 1-5 NFTs

Utility

Die Utility der einzelnen Tiers unterscheidet sich, ählich wie der Preis, sehr stark. Während man sich beim kleinsten Tier nur einen Whitelist Platz für den kommenden Drop 2.0 sichert, erhält man beim höchsten Tier neben dem Platz auf der Whitelist noch einige klassische Utilities wie Gratisbier und eine Brauereibesichtigung. Und genau hier wirft sich auch die Frage auf – warum soll man sich das NFT kaufen? Alle Utilities, ausgenommen der Whitelist Platz, sind ganz klassiche Produkte, die man auch ohne das NFT bei Waldhaus erwerben kann. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht klar kommuniziert ist, was die jeweiligen Pakete bedeuten und wie oft man diese erhält. Was ist in einem kleinen oder großen Bierpaket enthalten? Was bedeutet Jahresvorrat Bier? Bekommt man diese Lierferung einmalig (wovon wir ausgehen) oder jährlich, so lange man das NFT hält? In den FAQs steht, dass man als Halter zum Stichtag 30.06 sich in das Formular eintragen kann und dann seine Lieferung erhält. Und dann bleibt die spannende Frage – was ist der Drop 2.0?

Smartcontract

Wie eingangs beschrieben, hat Waldhaus alle 190 NFTs mit der Plattform Opensea erzeugt. Dabei sollte man nicht ausser Acht lassen, dass Opensea weitere Funktionalitäten bereithält, als nur ein Sekundärmarktplatz zum An- und Verkauf von NFTs zu sein. Man kann über Opensea auch, wie Waldhaus es mit Waldhaus One getan hat, eine ganze NFT Kollektion auf die Blockchain bringen, ohne einen eigenen Smartcontract schreiben zu müssen. Dabei handelt es sich um die einfachste Methode zum Bereitstellen seiner NFTs mit dem Nebeneffekt, dass man auf den Smartcontract keinen Einfluss hat. Für Waldhaus scheint es aber ausreichend für den Drop zu sein. Wer sich mit der Bereitstellung der eigenen NFTs bei Opensea vertraut machen möchte, kann dies über die Create-Funktion im eigenen Profil tun. Eine detaillierte Beschreibung findet man bei Opensea.

 

Opensea create NFT Opensea create NFT

 

Volumen- und Holderstruktur

Nachdem sich Waldhaus für den direkten Kauf von NFTs und gegen einen klassischen Mint entschieden hat, kann man die NFTs nur über Opensea kaufen. Bisher wurden seit dem Start des Drops am 28.03 bis zum Zeitpunkt des Schreibens 6 Ethereum* Volumen bei 21 Holdern erzeugt. Viele der Holder sind neue Wallets. Wir haben uns die ersten 10 Käufer-Wallets angesehen und alle bis auf eines wurden erst im März 2023 erzeugt und halten fast ausschließlich die jeweiligen Waldhaus NFTs. Die Vermutung liegt deshalb Nahe, dass es sich um Unterstützer der Aktion aus dem Dunstkreis der Waldhaus Brauerei/umsetzende Agentur handelt.

Kommunikation

Wie im Bereich Utility beschrieben, finden wir, dass Waldhaus eine sehr unklare Kommunikation für diesen und den zukünftigen Drop abgibt. Gerade der Bereich Web3 kommt aus unserer Sicht viel zu kurz, ich erfahre nichts über das NFT oder die zukünftigen Kollektionen – hier kauft man sprichwörtlich die Katze im Sack. Auch die beiden klassischen Formen der Web3 Kommunikation – Twitter und Discord – finden nicht statt. Einen Waldhaus Discord konnten wir nicht finden und wenn man bei Twitter nach Tags wie #WaldhausLiebe #waldhaus #nft sucht, sind die Ergebnisse sehr überschaubar und geben wenig Aufschluß über die Web3 Aktivierungen.

Waldhaus ist nicht der erste klassiche Brand, der sich im Web3 versucht. Vor kurzem ist Porsche mit seinem Drop auch etwas auf die Nase gefallen und auch hier war Kommunikation und das Einbeziehen der Community ein großer Kritikpunkt. Aus diesen Fehlern hätte Waldhaus lernen und deutlich vorteilhafter agieren können.

Fazit

Als Fazit möchte ich diesmal ein paar persönliche Worte schreiben. Waldhaus kommt aus meiner Region, ich trinke das Bier sehr gerne und die Brauerei zählt zweifelsohne zu meinen favorisierten Brauereien. In verschiedenen Interviews konnte ich folgendes Zitat von Dieter Schmid, Geschäftsführer der Privatbrauerei Waldhaus, finden „Seit über sechs Monaten arbeiten wir an diesem Projekt, und ich bin mir sicher, dass wir unsere Waldhaus Fans, aber auch die NFT-Community, mit unseren einzigartigen Animationen begeistern werden.“ – dazu muss ich leider sagen, der Drop kann mich überhaupt nicht begeistern, das Bier schon! Ich hatte überlegt mir einen NFT zu kaufen, habe davon aber Abstand genommen, da die einzige interessante Utility – Whitelist Platz Drop 2.0 – so unklar ist und der aktuelle Drop keine Lust auf weitere Drops auslöst. Und auch wenn ich neben dem Whitelist Platz in den Genuss von Bier kommen möchte, muss ich bereits zu Tier 3 für 0.2 Ethereum (zum Zeitpunkt des Schreibens ca. 335,- Euro) greifen und erhalte das kleine Bierpaket, wobei unklar ist, was enthalten ist und wie oft ich dieses erhalte?

Abschließend haben sich mir folgende Fragen gestellt, worüber ich mich gerne mit Dieter Schmid austauschen würde. Warum macht Waldhaus das? Welche Gedanken stehen dahinter und was verspricht sich Waldhaus?

* Zum Zeitpunkt des Schreibens lag der Ethererum Preis bei €1,684.19 (Snapshot 31.03.2023 18:09 Uhr)